Sonntag, 1. April 2012

Baustopp am Königshof

Baustopp am Königshof


METTMANN (blubupress) Aufmerksame Bürger haben es bereits bemerkt. Die von Volker Bauer, Geschäftsfuehrer des MBV und Jan Söffing, Aufsichtsrat des MBV durch Spatenstich am 3. Februar 2012 begonnenen Tiefbauarbeiten sind unterbrochen.


Mittelalterliche Stadtmauerfragmente

Unter dem Stumpf der alten Blutbuche im damaligen Garten des "Hotel Vogels" ist Bauleiter Kai Baumhöfer von der Firma MBN, dem Generalunternehmen für das Königshofprojekt, auf mittelalterliche Mauerfragmente gestoßen. Durch umsichtiges Vorgehen des Maschinenführers Igor Scheherzececs wurde nichts beschädigt.

Die Mauer ist ca. 2 Meter dick und verläuft quer zur Königshofstrasse Richtung der alten Stadtmauer hinter der Tordurchfahrt neben der Reinigung Sauberland", schildert der sofort hinzugezogene Dipl. Archäologe Carsten Niebuhr.


Daneben konnten Fundamentreste von Gebäuden entdeckt werden, die möglicherweise vom Königshof aus dem Jahre 904 stammen könnten, der Keimzelle Medamanas. Das approximative Alter der Mauerreste liegt bei 500-600 Jahren. Genaueres erhofft sich Landeskonservator Prof. Dr. Udo Mainzer durch eine C14-Radiokohlenstoffdatierung. „Wir sind sehr überrascht, auf was wir hier gestoßen sind und wollen daher auch weitergraben“.


Projekt "Am Königshof" verzögert

Zur Funderfassung und um weitere Funde nicht zu gefährden, wurde das Bauvorhaben des MBV auf unbestimmte Zeit stillgelegt. "Angesichts des sensationellen Fundes im 1108-jährigen Mettmann wird das jeder verstehen." verspricht MBV-Vorstandsdiplomat Christoph Erven.


Grosse Begeisterung bei Bernd Günther, Bürgermeister der Leute vom Mittelsten Bach: "Ein Baustopp für ein paar Jahre fielen nicht in Gewicht." versichert das Gemeinderoberhaupt. "Ein kleiner Rückschritt für das MBV-Projekt, ein großer Schritt nach vorne für das historische Dorp und Ambt Medemen.


Altes und Neues verbinden

Denkbar wäre eine Einarbeitung eines Teils der historischen Stadtmauer in den MBV-Bau. „Wir haben an eine Realisierung im Neubau gedacht, indem wir beispielsweise einen Teil der alten Mauer sichtbar gestalten könnten“, meint Bodo Nowodworski, Alt-Bürgermeister von Mettmann. Dazu muss nur eine ca. 300 qm grosse Fläche rund um die Fundstelle unbebaut bleiben, worauf auch noch ein Baum Platz fände.


Den Bürger freut's

"Wir sind überglücklich, weil jetzt die schwerfällige Innenstadtplanung kräftige Impulse bekommt", freut sich der Chef des Mettmanner Bürgerforums Dr. Peter Feyen stellvertretend für alle vier Bürgervereine. In den Overhoff'schen Höfen soll eine Jugendherberge für die archäologisch interessierten Schülergruppen eingerichtet werden, die einen Abstecher vom Museum nach Mettmann unternehmen.


Reaktionen aus Verwaltung und Politik

Kurt-Werner Geschorec, Fachbereichsleiter für Bauen und wirtschaftliche Betriebe schlägt das Einbeziehen der Mauer in den geplanten Shared-Space-Bereich in der Königshofstrasse vor. Wirtschaftsförderer Wolfgang Karp reklamierte sofort die wirtschaftliche und touristische Vermarktung der Fundstelle für sich, während Kämmerer Reinhold Salewski den Gewinn schon verbucht hat. Astrid Hinterthür, Fachbereich Soziales will die 300qm reservierten Platz vergrößern und den lange geforderten Innenstadt-Kindergarten einrichten.


Auch die Politik Mettmanns steht einheitlich wie selten hinter der Rettung der historischen Stadtmauer, so Nils Lessing, Sprecher der AFVOR, der assoziierten Fraktionsvorsitzendenrunde aller im Rat vertretenen Parteien. "So ein historisch-wertvolles Geschenk muss unbedingt erhalten werden", meint Ute Stöcker, CDU. Mit einem "Stimmt genau" pflichtet Klaus Müller, FDP ihr bei.


(Kasimir Blaumilch, blubupress)